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“Ackergifte? Nein danke!: Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft”

Marktstand mit Gemuese

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Buchtipp

Das Buch zur gleichnamigen Kampagne „Ackergifte ? Nein Danke!“ von Ute Scheub liest sich wie ein Krimi: Es gibt ein schier unglaubliches Verbrechen, es gibt Täter, unzählige Opfer, aber niemanden, der von Amts wegen um die Aufklärung des Falles bemüht wäre.

Marktstand mit Gemuese

Nur „organisierte Verantwortungslosigkeit“ wie es die Autorin formuliert. Es packt und schüttelt und schockt einen von der ersten bis zur letzten Seite und tut das umso mehr, als dass die Leserin weiß, dass es sich hierbei nicht um eine fiktive Geschichte handelt, an deren Ende ein Happy End auf sie wartet. Vielmehr wird der Leser mit Fakten konfrontiert, die sich bei bestem Willen nicht schön reden lassen: So geht das Pestizid Aktionsnetzwerk PAN von hunderttausenden Toten jährlich und vielen Millionen schwerer Vergiftungsfälle aufgrund von Pestizideinsätzen in der Landwirtschaft aus. Auch der Umstand, dass Tier- und Pflanzenarten heute mindestens tausendmal schneller aussterben als in den vergangenen 60 Millionen Jahren sei im großen Maße auf den exzessiven Einsatz von euphemistisch „Pflanzenschutzmitteln“ genannten Giften zurückzuführen. Ein solcher Artenschwund stelle das Überleben zukünftiger Generationen in Frage, denn mit dem Kollaps ganzer Ökosysteme drohe auch die Welternährung zusammenzubrechen.


Seltsam, dass ein Problem mit ähnlichen Ausmaßen wie der Klimawandel so wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erfährt. Das mag mit den Lobbys und Lügen der „Täter“ zusammenhängen, denen Ute Scheub in den gleichnamigen Kapiteln auf die Spur kommt. Die Recherchen der Autorin werden für die Leser durch Erfahrungsberichte und Beispiele greifbar gemacht. So schildert ein Landwirt, wie seine 34 Jungziegen an den Folgen einer Pestizidvergiftung verendeten und eine Mutter berichtet von den Leiden ihres Sohnes, nachdem er pestizidvergifteten Löwenzahn gegessen hatte.


Doch belässt es Ute Scheub nicht bei einer reinen Bestandsaufnahme der Praktiken und Konsequenzen einer industriellen Agrarwirtschaft, sondern zeigt im letzten Kapitel, welche Ansätze einer ackergiftefreien Landwirtschaft schon heute erfolgreich praktiziert werden. Ob Permakultur oder symbiotische Landwirtschaft – es gäbe genügend Alternativen, die das Potenzial haben, der Geschichte unserer Nahrungsmittelproduktion ein Happy End zu verleihen. Doch für eine solche „Landwende“ brauche es eine breite Bewegung, die ihren Forderungen politisch Gehör verschafft. Vielleicht kann dieses Büchlein die Streitschrift einer solchen Bewegung werden, bringt es die relevanten Fakten doch prägnant auf den Punkt und bietet damit eine gute erste Einführung in die Thematik.
(Rezension “Industrielle Landwirtschaft: Unser täglich Brot vergiftet sie heute” von Astrid Emmert in: “Oya – anders denken. anders leben” Nr. 29)

Ackergifte? Nein danke!: Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft
Ute Scheub
ThinkOya Verlag, Klein Jasedow, 2014.
128 Seiten
ISBN: 978-3-927369-87-0

Bild: (c) Kenny Eliason via unsplash.com

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