Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Verlierer vor der Haustür

ein Luchs klettert auf einem Baum

Teile diesen Beitrag

Der WWF-Artenschutz-Rückblick benennt nicht nur dem Verlust auf anderen Kontinenten, sondern auch vor der Haustür

Für Giraffen, Elefanten und Löwen ist vor allem die Wilderei ein tödliches Problem. Bei uns ist es vor allem der Lebensraumverlust, Klimawandel und Übernutzung, der Tiere unter Stress setzt und die die biologische Vielfalt bedroht. Insgesamt zeigt der Living-Planet-Index des WWF auch 2016 steil nach unten.

ein Luchs klettert auf einem Baum

Über 14.000 Tierbestände sind in dem WWF-Index erfasst. Seit den 1970er-Jahren hat sich dieser Bestand mehr als halbiert (-58%). „Der Mensch verursacht gerade das größte, globale Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier“, warnt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland.

Während in Afrika alle 30 Minuten ein Elefant durch Wilderei stirbt (allein 2016 insgesamt rund 20.000 Tiere), sind es bei uns etwa Wald- und Wiesenvögel, die verschwinden: Hauptursache ist die Intensivierung der Landwirtschaft in Europa. Der Bestand an Rebhühnern ist seit 1980 auf 800.000 Exemplare zurückgegangen (-90%). Einbußen haben auch Turteltaube (-73%) und Braunkehlchen (-71%). Selbst vermeintlich häufiger Arten wie Star und Feldsperling gingen um die Hälfte zurück. Die Feldlerche gilt in Deutschland bereits als gefährdet.

Der Klimawandel birgt eine doppelte Bedrohung: Nicht nur, dass einheimische Arten etwa in den erwärmten Gewässern leiden. Auch siedeln sich andere Arten wie der an sich bedrohte Rotfeuerfisch neu an: Mit steigenden Wassertemperaturen fühlen sich die giftigen Tiere zunehmend auch im Mittelmehr wohl. Da die Raubfische dort keine natürlichen Feinde haben, bedrohen sie dessen ökologisches Gleichgewicht.

Die gute Nachricht: Das Artensterben kann gestoppt werden. Der Iberische Luchs, eine der seltensten Säugetierarten in Europa, hat mit über 400 Exemplaren den höchsten Bestand seit 2001 erreicht. Für das WWF-Wappentier, den Großen Panda, gilt jetzt eine niedrigere Bedrohungs-Stufe. Auch die Bestandszahlen der Tiger sind erstmals seit Jahrzehnten wieder gestiegen.

Brandes betont, dass Deutschland als wohlhabende Industrienation Verantwortung trage: „Wir müssen wieder Vorbild und Vorreiter werden. Verkehr und Landwirtschaft müssen nachhaltiger werden und wir brauchen mehr Schutzgebiete.“


VERLIERER 2016

Menschenaffen: Seit diesem Jahr sind alle Unterarten von Gorilla und Orang-Utan laut Internationaler Roter Liste unmittelbar „vom Aussterben bedroht“. Schimpanse und Bonobo gelten weiter als stark gefährdet. Wilderei und Lebensraumverlust bedrohen unsere nächsten Verwandten.

Rabbs Fransenzehen-Laubfrosch: Zehn Jahren nach seiner Entdeckung ist der wohl letzte Vertreter der Art in einem Terrarium in Atlanta gestorben. Die Lurche, die nur in einem sehr kleinen Gebiet in Panama lebten, wurden von einer Pilzinfektion dahingerafft. Den Amphibien generell geht es schlecht: Klimawandel, Lebensraumverlust und Umweltgifte machen Fröschen, Kröten und Lurchen besonders zu schaffen.

Elefanten: Durchschnittlich jede halbe Stunde wird in Afrika ein Elefant gewildert. Insgesamt werden jährlich rund 20.000 der Tiere illegal geschossen. Elfenbein ist vor allem auf dem asiatischen Schwarzmarkt noch immer begehrt.

Giraffen: Die Zahl der Giraffen hat sich in 15 Jahren um 40 Prozent von 140.000 auf 80.000 Tiere reduziert. Immer mehr Wilderer stellen den Tieren nach. Ursprünglich wegen ihres Fleisches oder Fells gejagt, herrscht in manchen Regionen Afrika zudem der fatale Irrglaube, dass Giraffenhirn und Knochenmark ein Wundermittel gegen Aids seien.

Walhai: Veränderungen in der Ozeantemperatur und der chemischen Zusammensetzung des Wassers bedrohen den größten Fisch der Erde. Zudem werden Walhaie noch immer gejagt oder enden als ungewollter Beifang in den Netzen der globalen Fangflotten. Die Art gilt inzwischen als „stark gefährdet“.

Vaquita: Der kleinste Wal der Welt ist zugleich der seltenste. Nur noch 60  Exemplare leben vor der Küste Mexikos. Wenn nicht schnell ein wirksamer Schutz gelingt, ist die Art dem Tod geweiht. Die größte Bedrohung ist die Fischerei: Vaquitas verenden oft als ungewollter Beifang in oft illegal gestellten und im Meer zurückgelassenen Netzen.

Löwe: Die einstigen Herrscher der Savanne haben innerhalb von 50 Jahren dreiviertel ihres Lebensraumes verloren. Als „Schädlinge“ und Gefahr für Nutztiere werden Löwen zudem vergiftet oder erschossen. Auch Wilderer erlegen die Tiere und verkaufen Körperteile in Asien als Wundermedizin. Der Bestand ist auf etwa 20.000 Tiere eingebrochen.

Wald- und Wiesenvögel: Die Intensivierung der Landwirtschaft in Europa ist Hauptursache für dramatische Verluste in der Vogelwelt. Der Bestand an Rebhühnern ist seit 1980 auf 800.000 Exemplare zurückgegangen (-90%). Einbußen haben auch Turteltaube (-73%) und Braunkehlchen (-71%). Selbst vermeintlich häufiger Arten wie Star und Feldsperling gingen um die Hälfte zurück. Selbst die Feldlerche gilt in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet.

GEWINNER 2016

Tiger: Die Zahl der wild lebenden Tiger hat von 3.200 in 2010 auf heute 3.890 zugelegt. Der Anstieg ist der erste seit Jahrzehnten. Der Erfolg wurde durch intensive Zusammenarbeit von Regierungen, Naturschützern wie dem WWF und lokaler Bevölkerung möglich. Weiterhin bedrohen Wilderei und Infrastrukturprojekte das Überleben der Art

Iberischer Luchs: Gute Nachrichten aus Spanien: Der Bestand des Iberischen Luchses hat sich auf knapp über 400 Individuen erhöht. Noch ein Jahr zuvor waren es nur 319 Exemplare gewesen. Es ist der höchste Stand seit 15 Jahren.

Tibetantilope: Mit rund 150.000 Tieren haben sich die Bestände erholt. Die Gründe: Bekämpfung von Wilderei und Handelskontrollen. Doch noch immer haben es Wilderer auf das feine Unterfell der Tiere abgesehen, das zu Wolle verarbeitet und als „Shahtoosh-Schals“ verkauft wird. Für einen Schal müssen bis zu fünf Antilopen sterben.

Großer Panda: Der unermüdliche Einsatz für  das WWF-Wappentier zahlt sich aus. Auf der Roten Liste wurde der Große Panda eine Bedrohungskategorie niedriger eingestuft als zuvor und ist jetzt „gefährdet“ statt „stark gefährdet“. 1.860 Tiere wurden in der Wildnis gezählt. Damit hat sich der Bestand um 17 Prozent seit 2004 erhöht.

Adelie- und Kaiserpinguine: Ein Drittel der Adelie-Pinguine und ein Viertel der Kaiserpinguine sind im antarktischen Rossmeer beheimatet. 2016 entstand dort das weltweit größte Meeresschutzgebiet. Es ist so groß wie Frankreich, Deutschland und Spanien zusammen und steht vorerst für 35 Jahre unter Schutz.

Rotfeuerfisch: Mit steigenden Wassertemperaturen fühlen sich die giftigen Rotfeuerfische im Mittelmeer immer wohler. Sie gelangte über den Suezkanal ins Mittelmeer und profitiert offenbar vom Klimawandel. Da sie hier keine natürlichen Feinde haben, bedrohen die Raubfische das ökologische Gleichgewicht im Mittelmeer.

Quelle: WWF

Mehr zu entdecken

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich bei Ihrem Konto anzumelden.